Livestream am 12. Mai

Gelungener Auftakt für „Nachgefragt – ODH im Gespräch“

„Tempo machen: Energiewende im Quartier“, so lautete am 12. Mai das Thema der einstündigen Gesprächsrunde, in der es um die aktuellen Herausforderungen rund um die Sektorenkopplung ging, wie z.B. die passende Regulatorik für das Quartier als „Kraftwerkstandort“ und Energy Communities, den Ausbau der Erneuerbaren Energien und eine faire Verteilung der CO2-Kosten auf Mieter und Vermieter.

Der Open District Hub e.V. sucht den Diskurs mit Akteuren der Energiewende. In der neuen Veranstaltungsreihe hinterfragen und diskutieren wir mit ausgewählten Gästen Positionen aus Politik und Verwaltung. Zum Auftakt am vergangenen Mittwoch trafen wir uns erstmals mit Vertretern der Energiepolitik und rund 150 Zuschauerinnen und Zuschauern im Livestream. Unsere Gesprächspartner waren Thorsten Herdan, Abteilungsleiter für Energiepolitik – Wärme und Effizienz im BMWi, Daniel Föst, Mitglied des Deutschen Bundestages und Bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, sowie Oliver Krischer, Mitglied des Deutschen Bundestages, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Durch das Gespräch führte stellvertretend für den Open District Hub e.V. Dr. Karsten Schmidt, Mitglied des Vereinsvorstands.

Schubkraft für die Klimaneutralität
In der Analyse zum Weg für eine gelingende Energiewende waren sich die drei Gäste einig: Wenn der Gebäudesektor nicht liefert, dann werden wir die Klimaneutralität bis 2050 bzw. 2045 nicht erreichen. Der Fokus müsse stärker auf dem Bestand liegen, denn nur über eine Anhebung der Gebäudestandards für den Neubau werde man die Klimaschutzziele nicht erreichen.

Für Föst sind drei Maßnahmen für das Erreichen der Klimaneutralität entscheidend: Den CO2-Zertifikatshandel auf den Gebäudesektor ausweiten, eine Fördersystematik für einen offenen Technologiemix schaffen, die gleichzeitig das Einsparen von CO2 anreizt, und: die Politik müsse die Auswahl geeigneter Maßnahmen zur Erreichung von CO2-Einsparzielen den Fachleuten, Eigentümern und Vermietern überlassen. Krischer setzt dagegen auf einheitliche Standards im Gebäudesektor und die entstünden mit einem Dreiklang aus Anreizen, Bepreisung und Ordnungsrecht. Für Herdan ist vor allem eine gemeinsame Sprache entscheidend: „Handwerker, Energieberater und Gebäudeeigentümer müssen miteinander reden.“ Und für eine „Bottom-up-Energiewende“ brauche es Interaktion zwischen Gebäuden.

Eine Frage der Regulatorik?
CO2-Einsparmaßnahmen sind mit Investitionen in moderne Technologie verbunden. Doch die bleiben häufig aus. Wir haben nachgefragt, woran das liegt und wie sich der rechtliche Rahmen ändern muss.

Krischer sieht viele Hürden in der heutigen Regulatorik, denn technisch und wirtschaftlich wäre vieles machbar. Neben einem unkomplizierten Zugang zu Förderprogrammen gelte es insbesondere solche Technologien anzuschieben, die noch im Pilotstadium sind, wie beispielsweise Großwärmepumpen. Um das bestehende Vermieter-Mieter-Dilemma aufzulösen, dass aktuell nur Mieter von Investitionen in energetische Sanierung profitierten, sieht Föst Anreizsysteme, die Teilhabe für beide Parteien, Mieter und Vermieter, ermöglichen. Als Beispiel nannte er das Modell der Teilwarmmiete in Schweden. Herdan verwies auf die Bundesförderung für effiziente Gebäude, die neben der Digitalisierung auch Quartiere stärker berücksichtigt. Doch regulatorische Hemmnisse würden damit nicht beseitigt.

Interaktion mit dem Webpublikum
Wir freuen uns, dass rund 150 Zuschauerinnen und Zuschauer live dabei waren und in die kurzweilige Diskussion Fragen einbrachten, die zum Teil direkt beantwortet wurden. Wir fragten sie auch nach der Angemessenheit des angestrebten CO2-Preises von 65€/t, um Anreize für Investitionen und Verhaltensänderungen zu schaffen. Eine deutliche Mehrheit hielt diesen Betrag für zu gering. Dem stimmte auch Krischer zu. Ginge es nach Föst, sollte sich der CO2-Preis am Markt über den Zertifikatehandel bilden, unterstützt durch einen CO2-Deckel, der jährlich reduziert wird. Denn nur so könne sich keiner aus der gesellschaftlichen Verantwortung rauskaufen.

Die richtigen Instrumente für die Sektorenkopplung
Wie nun konkret Tempo aufgenommen werden kann, darum sollte es im abschließenden Themenblock gehen. Für Herdan ist das Gebäude ein „Kraftwerksstandort“ für Energie, Wärme und Strom. Auch die Umsetzung der Europäische Richtlinie zu Energy Communities in deutsches Recht sei dringend nachzuholen. Genau hier setzten auch Föst und Krischer an. Letztlich kämen die vielfältigen Instrumente schneller zur Entfaltung und es würden sich schneller neue Geschäftsmodelle entwickeln, wenn nur die regulatorischen Hemmnisse und Bürokratiehürden fielen.

Drei Hashtags für eine gelingende Energie-, Wärme- und Verkehrswende
„Was wäre, wenn Sie nach der Bundestagswahl allein entscheiden könnten?“ Auf diese Frage hin skizzierten unsere Gäste ihren persönlichen Masterplan in drei Stichworten.

Daniel Föst, MdB


Daniel Föst, MdB

#Teilwarmmiete einführen
#Quartiere durchdigitalisieren
#andere Politik

Thorsten Herdan


Thorsten Herdan, BMWi

#Regulatorik für das Gebäude als Kraftwerkstandort ermöglichen
#Mieter-Vermieter-Dilemma durch beidseitige Teilhabe beseitigen
#Ordnungsrecht plus Förderung gemeinsam erlauben

Oliver Krischer


Oliver Krischer, MdB

#Erneuerbare Energien massiv ausbauen
#Kohleausstieg vorziehen
#Alle Regeln die, die Energiewende in den verschiedenen Sektoren verhindern abbauen und ändern

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Daniel Föst, Thorsten Herdan und Oliver Krischer für ihre offenen und pointierten Beiträge und ihre Bereitschaft, die weiteren Zuschauerfragen im Nachgang zu beantworten. Wir freuen uns, dass die Energiepolitik die Schlüsselfunktion des Quartiers wertschätzt und weiterhin stärken will. 

Daran wollen auch wir vom Open District Hub e.V. mit vielfältigen Akzenten mitwirken. Und so blicken wir mit Spannung auf die nächste Runde bei „Nachgefragt – ODH im Gespräch“, die voraussichtlich im Herbst stattfinden wird.