Zusammenfassung INNOVATION EXPERTS PANEL - VEHICLE TO GRID

Am 24.11. haben wir mit dem Munich Network und vier Referenten aus der Energie-, Automobil-, und Wohnungswirtschaft über die Potenziale des bidirektionalen Ladens, also der Ein- und Ausspeisung von Strom in Fahrzeugbatterien, diskutiert. Die Moderation von Curt Winnen (Munich Network) und Dr. Claudia van Laak (Open District Hub e.V.) führte dabei durch vier aufschlussreiche Vorträge von Matthias Hardt, Audi AG, Andrew Mack, Octopus Energy Germany GmbH, Alexander Weihe, Vonovia SE und Markus Wunsch von Netze BW GmbH.

Matthias Hardt ging vor allem auf die technologischen Herausforderungen und die notwendigen Standardisierungen ein. In dem vom BMUB geförderten Forschungsprojekt FEEDBACCAR hat Audi mit weiteren Forschungspartnern Konzepte für eine wirtschaftliche Nutzung der Elektrofahrzeuge beim gesteuerten kontaktlosen Laden und Entladen entwickelt und untersucht, die eine sichere Übertragung von bis zu 11 kW bei einer Effizienz von über 90% erreichen. Dabei wurden auch Geschäftsmodelle mit automatisierter Anbindung von E-Fahrzeugen an das Netz und den Regelleistungsmarkt sowie die Nutzung im Zusammenhang mit einem heimischen Energiemanagement betrachtet. Vehicle to Home (V2H) ist aus Sicht von Audi ein naheliegender Anwendungsfall, da die Möglichkeit eines wirtschaftlichen Betriebs nachgewiesen werden konnte. Vehicle to Grid wird dagegen (V2G) auf Grund regulatorischer Unklarheiten erst zukünftig flächendeckend realisierbar sein.

Andrew Mack von Octopus Energy hat in seinem Vortrag Erfahrungen aus Großbritannien geteilt, Hier wurden dynamische Tarife eingeführt und den Endkunden Preissignale über eine Smartphone App übermittelt. Das Projekt hat die hohe Preissensitivität der Endkunden belegt und gezeigt, wie gut Lasten mit diesen Tarifen gesteuert werden können. Einmal mehr wurde klar, dass Smart-Meter die Grundvoraussetzungen für die Flexibilitätsnutzung sind. Ist diese Basis geschaffen, kann das bidirektionale Laden einen positiven Beitrag zur Netzstabilisierung leisten und damit Kosten einsparen. Dazu benötigt es in der Energie- und Automobilwirtschaft mehr Agilität und Mut Neues zu testen und aus diesen Praxiserfahrungen zu lernen: „Einfach mal loslegen“ ist hier der Appell von Andrew Mack!

Vonovia sieht als größtes deutsches Wohnungsunternehmen die Potenziale des bidirektionalen Ladens vor Allem in der Zwischenspeicherung von Strom. Alexander Weihe erläutert, dass im Quartierskontext das Auto zukünftig möglicherweise weniger als Fortbewegungsmittel betrachtet wird, sondern mehr als Speicher, der Flexibilitäten zur Verfügung stellt.

Die Runde wurde von Markus Wunsch von der Netze BW GmbH geschlossen. Verteilnetzbetreiber stehen vor der Herausforderung, die steigende Anzahl an Elektrofahrzeugen ins Netz zu integrieren. Dabei ist es aus Sicht der Netze BW von Vorteil, wenn Einspeise- und Entnahmepeaks ins und aus dem Verteilnetz innerhalb des Quartiers geglättet werden können. Das bidirektionale Laden bietet also hohe Flexibilitätspotenziale, die vor allem dann genutzt werden können, wenn alle Partner (Verteilnetzbetreiber, Übertragungsnetzbetreiber, Regelleistungsanbieter, Aggregatoren und Kunden) ganzheitlich kooperieren.

Die Veranstaltung hat mit insgesamt über 80 Teilnehmer gezeigt, wie groß das Interesse an diesem zukunftsweisenden Thema ist. Vielen Dank an alles Referenten für die interessanten Einblicke. Wir bleiben dran, werden den Austausch zu bidirektionalem Laden weiter fördern und dazu beitragen, neue und ganzheitliche Kooperationen zu initiieren.

Bericht zum Forschungsprojekt FEEDBACCAR: https://www.tib.eu/de/suchen/id/TIBKAT:1753589266/



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